Lokavipatti Sutta

Die Schwächen der Welt

„Mönche, diese acht weltlichen Zustände drehen sich um die Welt und die Welt dreht sich um diese acht weltlichen Zustände.  Welche acht?
Gewinn, Verlust, Ehre, Schande, Tadel, Lob, Glücksgefühl und Schmerz.
Diese sind die acht weltlichen Zustände, die sich um die Welt drehen, und die Welt dreht sich um diese acht weltlichen Zuständen.

„Für einen ununterwiesenen herkömmlichen Menschen entstehen Gewinn, Verlust, Ehre, Schande, Tadel, Lob, Glücksgefühl und Schmerz.
Für einen gut unterwiesenen Schüler der Edlen entstehen auch Gewinn, Verlust, Ehre, Schande, Tadel, Lob, Glücksgefühl und Schmerz. 
Nun welcher Unterschied, welche Unterscheidung, welches Unterscheidungsmerkmal besteht zwischen dem gut unterwiesenen Schüler der Edlen und dem ununterwiesenen herkömmlichen Menschen?"

„Für uns, Herr, haben die Lehren den  Erhabenen als ihre Wurzel, als ihren Führer und als ihren Schiedsmann.  Es wäre gut, wenn der Erhabene selbst die Bedeutung dieser Aussage erläutern würde.  Nachdem sie es von dem Erhabenen gehört haben, werden sich die Mönche daran erinnern."

„In diesem Fall, Mönche, hört aufmerksam zu.  Ich werde sprechen."

„Wie ihr sagt, Herr”, antworteten die Mönche.

Der Erhabene sprach:
„Gewinn entsteht in einem ununterwiesenen herkömmlichen Menschen ein.  Er sinnt nicht nach:
‚Gewinn ist in mir entstanden.  Er ist unbeständig, führt zu Stress (dukkha) und unterliegt der Veränderung.  Er kann nicht erkennen, wie es geworden ist (yathābhūtam).
Verlust entsteht in einem ununterwiesenen herkömmlichen Menschen ein.  Er sinnt nicht nach:
Verlust ist in mir entstanden.  Er ist unbeständig, führt zu Stress und unterliegt der Veränderung.  Er kann nicht erkennen, wie es geworden ist.
Ehre entsteht in einem ununterwiesenen herkömmlichen Menschen ein.  Er sinnt nicht nach:
Ehre ist in mir entstanden.  Sie ist unbeständig, führt zu Stress und unterliegt der Veränderung.  Er kann nicht erkennen, wie es geworden ist.
Schande entsteht in einem ununterwiesenen herkömmlichen Menschen ein.  Er sinnt nicht nach:
Schande ist in mir entstanden.  Sie ist unbeständig, führt zu Stress und unterliegt der Veränderung.  Er kann nicht erkennen, wie es geworden ist.
Tadel entsteht in einem ununterwiesenen herkömmlichen Menschen ein.  Er sinnt nicht nach:
Tadel ist in mir entstanden.  Er ist unbeständig, führt zu Stress und unterliegt der Veränderung.  Er kann nicht erkennen, wie es geworden ist.
Lob entsteht in einem ununterwiesenen herkömmlichen Menschen ein.  Er sinnt nicht nach:
‚Lob ist in mir entstanden.  Er ist unbeständig, führt zu Stress und unterliegt der Veränderung.  Er kann nicht erkennen, wie es geworden ist.
Glücksgefühl entsteht in einem ununterwiesenen herkömmlichen Menschen ein.  Er sinnt nicht nach:
‚Glücksgefühl ist in mir entstanden.  Es ist unbeständig, führt zu Stress und unterliegt der Veränderung.  Er kann nicht erkennen, wie es geworden ist.
Schmerz entsteht in einem ununterwiesenen herkömmlichen Menschen ein.  Er sinnt nicht nach:
‚Schmerz ist in mir entstanden.  Er ist unbeständig, führt zu Stress und unterliegt der Veränderung.  Er kann nicht erkennen, wie es geworden ist.

„Sein Geist verbleibt aufgezehrt mit Gewinn.
Sein Geist verbleibt aufgezehrt mit Verlust.
Sein Geist verbleibt aufgezehrt mit Ehre.
Sein Geist verbleibt aufgezehrt mit Schande.
Sein Geist verbleibt aufgezehrt mit Tadel.
Sein Geist verbleibt aufgezehrt mit Lob.
Sein Geist verbleibt aufgezehrt mit Glücksgefühl.
Sein Geist verbleibt aufgezehrt mit Schmerz.

„Er begrüßt den entstandenen Gewinn und lehnt sich gegen den entstandenen Verlust auf.
Er begrüßt die entstandene Ehre und lehnt sich gegen die entstandene Schande auf.
Er begrüßt den entstanden Lob und lehnt sich gegen den entstanden Tadel auf.
Er begrüßt das entstandene Glücksgefühl und lehnt sich gegen den entstandenen Schmerz auf.
Da er somit mit Begrüßen und Aufzulehnen beschäftigt ist, wird er nicht von Geburt, Alterung und Tod: von Kummer, Klagen, Schmerz, Gram und Verzweiflung befreit.  Ich sage euch, er ist nicht von Leiden und Stress befreit.

„Nun entsteht Gewinn in einem gut unterwiesenen Schüler der Edlen ein.  Er sinnt nach:
‚Gewinn ist in mir entstanden.  Er ist unbeständig, führt zu Stress und unterliegt der Veränderung.  Er erkennt, wie es geworden ist.
Verlust entsteht in einem ununterwiesenen herkömmlichen Menschen ein.  Er sinnt nach:
Verlust ist in mir entstanden.  Er ist unbeständig, führt zu Stress und unterliegt der Veränderung.  Er erkennt, wie es geworden ist.
Ehre entsteht in einem ununterwiesenen herkömmlichen Menschen ein.  Er sinnt nach:
Ehre ist in mir entstanden.  Sie ist unbeständig, führt zu Stress und unterliegt der Veränderung.  Er erkennt, wie es geworden ist.
Schande entsteht in einem ununterwiesenen herkömmlichen Menschen ein.  Er sinnt nach:
Schande ist in mir entstanden.  Sie ist unbeständig, führt zu Stress und unterliegt der Veränderung.  Er erkennt, wie es geworden ist.
Tadel entsteht in einem ununterwiesenen herkömmlichen Menschen ein.  Er sinnt nach:
Tadel ist in mir entstanden.  Er ist unbeständig, führt zu Stress und unterliegt der Veränderung.  Er erkennt, wie es geworden ist.
Lob entsteht in einem ununterwiesenen herkömmlichen Menschen ein.  Er sinnt nach:
‚Lob ist in mir entstanden.  Er ist unbeständig, führt zu Stress und unterliegt der Veränderung.  Er erkennt, wie es geworden ist.
Glücksgefühl entsteht in einem ununterwiesenen herkömmlichen Menschen ein.  Er sinnt nach:
‚Glücksgefühl ist in mir entstanden.  Es ist unbeständig, führt zu Stress und unterliegt der Veränderung.  Er erkennt, wie es geworden ist.
Schmerz entsteht in einem ununterwiesenen herkömmlichen Menschen ein.  Er sinnt nach:
‚Schmerz ist in mir entstanden.  Er ist unbeständig, führt zu Stress und unterliegt der Veränderung.  Er erkennt, wie es geworden ist.

„Sein Geist verbleibt nicht aufgezehrt mit Gewinn.
Sein Geist verbleibt nicht aufgezehrt mit Verlust.
Sein Geist verbleibt nicht aufgezehrt mit Ehre.
Sein Geist verbleibt nicht aufgezehrt mit Schande.
Sein Geist verbleibt nicht aufgezehrt mit Tadel.
Sein Geist verbleibt nicht aufgezehrt mit Lob.
Sein Geist verbleibt nicht aufgezehrt mit Glücksgefühl.
Sein Geist verbleibt nicht aufgezehrt mit Schmerz.

„Er begrüßt den entstandenen Gewinn nicht und lehnt sich nicht gegen den entstandenen Verlust auf.
Er begrüßt die entstandene Ehre nicht und lehnt sich nicht gegen die entstandene Schande auf.
Er begrüßt den entstanden Lob nicht und lehnt sich nicht gegen den entstanden Tadel auf.
Er begrüßt das entstandene Glücksgefühl nicht und lehnt sich nicht gegen den entstandenen Schmerz auf.
Da er somit Begrüßen und Auflehnen aufgibt, wird er von Geburt, Alterung und Tod: von Kummer, Klagen, Schmerz, Gram und Verzweiflung befreit.  Ich sage euch, er ist von Leiden und Stress befreit.

„Dies ist der Unterschied, die Unterscheidung, das Unterscheidungsmerkmal zwischen dem gut unterwiesenen Schüler der Edlen und dem ununterwiesenen herkömmlichen Menschen."


Gewinn und Verlust,
Ehre und Schande,
Tadel und Lob,
Glücksgefühl und Schmerz:
diese Zustände unter den Menschen
sind     unbeständig,
vergänglich,
der Veränderung ausgesetzt.

Mit diesem Wissen sinnt der weise Mensch, achtsam,
über diese wechselnden Zustände nach.
Wünschenswerte Dinge      bezaubern den Geist nicht,
unerwünschte Dinge            bringen keinen Widerstand.

Sein Begrüßen
und Auflehnen sind zerstoben,
haben ihr Ende erreicht,
bestehen nicht.
Er kennt den staubfreien, sorgenlosen Zustand
und      erkennt in rechter Weise,
er ist über das Werden hinausgegangen,
an das andere Ufer.


translated from the Pali by Thanissaro Bhikkhu
Übersetzung aus dem Englischen nach Thanissaro Bhikkhu