Samadhanga Sutta

Glieder der Geistessammlung

Ich habe gehört, dass bei einer Gelegenheit sich der Erhabene in Savatth, im Jeta Hain, Anathapindikas Kloster, aufhielt.  Dort richtete er sich an die Mönche,
„Mönche, ich werde euch die fünfgliedrige edle rechte Geistessammlung lehren.  Hört zu und seid aufmerksam.  Ich werde sprechen."

„Wie Ihr sagt, Herr", antworteten die Mönche.

Der Erhabene sprach:
Nun, was, ihr Mönche, ist die fünfgliedrige edle rechte Geistessammlung?
Es gibt den Fall, in dem ein Mönch, der sich ganz von Sinnlichkeit zurückgezogen, von ungeschickten Eigenschaften zurückgezogen hat, in das erste Jhana eintritt und darin verbleibt: Verzückung und Glücksgefühl, die aus der Zurückgezogenheit entstanden sind und von gelenkten Gedanken und Bewerten begleitet werden. 
Er durchdringt und durchflutet, durchtränkt und füllt genau diesen Körper mit aus Zurückgezogenheit entstandener Verzückung und Glücksgefühl, so dass kein einziges Körperteil aus Zurückgezogenheit entstandener Verzückung und Glücksgefühl undurchflutet bliebe.

„Gleich wie ein erfahrener Bademann oder Bademann-Lehrling Badepulver in ein Messingbecken gießen, es kneten und es wieder und wieder mit Wasser benetzen würde, so dass die Badepulverkugel - gesättigt, gut befeuchtet, innen und außen durchtränkt - dennoch nicht triefen würde;
gleich so durchdringt und durchflutet, durchtränkt und füllt der Mönch genau diesen Körper mit aus Zurückgezogenheit entstandener Verzückung und Glücksgefühl, so dass kein einziges Körperteil Körpers durch aus Zurückgezogenheit entstandener Verzückung und Glücksgefühl undurchflutet bliebe.
Dies ist die erste Entfaltung der fünffaltigen edlen rechten Geistessammlung.

„Und weiterhin mit der Stillung der gelenkten Gedanken und Bewerten tritt er in das zweite Jhana ein und verbleibt darin: Verzückung und Glücksgefühl, die aus der Sammlung entstanden sind, Einheit des Bewusstseins frei von gelenkten Gedanken und Bewerten, innere Beruhigung.
Er durchdringt und durchflutet, durchtränkt und füllt genau diesen Körper mit aus der Sammlung entstandener Verzückung und Glücksgefühl, so dass kein einziges Körperteil durch aus der Sammlung entstandener Verzückung und Glücksgefühl undurchflutet bliebe.

„Gleich wie da ein See wäre, in dem Quellwasser von innen hochquellen würde und es keinen Zufluss aus Osten, Westen, Norden oder Süden gäbe und der Himmel regelmäßig reichliche Schauer liefern würde, so dass die kühle, aus dem inneren des Sees hochquellende Wasserquelle ihn mit kühlem Wasser durchdringen und durchfluten, durchtränken und füllen würde und kein Bereich des Sees mit kühlem Wasser undurchflutet bliebe;
gleich so durchdringt und durchflutet, durchtränkt und füllt der Mönch genau diesen Körper mit aus Geistessammlung entstandener Verzückung und Glücksgefühl, so dass kein einziges Körperteil durch aus Geistessammlung entstandener Verzückung und Glücksgefühl undurchflutet bliebe.
Dies ist die zweite Entfaltung der fünffaltigen edlen rechten Geistessammlung.

„Und weiterhin mit dem Verblassen der Verzückung verbleibt er in Gleichmut, achtsam und wissensklar und empfindet Glücksgefühl mit dem Körper.  Er tritt in das dritte Jhana ein, von dem die Edlen sagen:
‚Gleichmütig und achtsam, verweilt er im Glücksgefühl’, und verbleibt darin. 
Er durchdringt und durchflutet, durchtränkt und füllt genau diesen Körper mit Verzückung beraubtem Glücksgefühl, so dass kein einziges Körperteil durch Verzückung beraubtem Glücksgefühl undurchflutet bliebe.

„Gleich wie in einem Teich mit blauen, weißen oder roten Lotuspflanzen es einige blaue, weiße oder rote Lotuspflanzen gäbe, die im Wasser entstanden wären und im Wasser wüchsen, in das Wasser eingetaucht gediehen ohne sich aus dem Wasser zu erheben, so dass sie von ihren Wurzeln bis zu ihren Spitzen von kaltem Wasser durchdrungen und durchflutet, durchtränkt und gefüllt wären und kein Bereich dieser blauen, weißen oder roten Lotuspflanzen bliebe vom kaltem Wasser undurchflutet;
gleich so durchdringt und durchflutet, durchtränkt und füllt der Mönch genau diesen Körper mit Verzückung beraubtem Glücksgefühl, so dass kein einziges Körperteil durch Verzückung beraubtem Glücksgefühl undurchflutet bliebe.
Dies ist die dritte Entfaltung der fünffaltigen edlen rechten Geistessammlung.

„Und weiterhin mit dem Aufgeben von Glücksgefühl und Schmerz, wie schon mit dem früheren Schwinden von Frohsinn und Gram, tritt er in das vierte Jhana ein und verbleibt darin: Reinheit der Gleichmut und Achtsamkeit, weder-Wohlgefühl-noch-Wehgefühl. 
Er sitzt da, den Körper mit reinem, hellem Bewusstsein durchdringend, so dass kein einziges Körperteil durch reines, helles Bewusstsein undurchflutet bliebe.

„Gleich wie ein Mann da säße, von Kopf bis Fuß in ein weißes Tuch eingehüllt, so dass es keinen Körperteil gäbe, über den sich das weiße Tuch nicht erstrecken würde;
gleich so sitzt der Mönch da, den Körper mit reinem, hellem Bewusstsein durchdringend, so dass kein einziges Körperteil durch reines, helles Bewusstsein undurchflutet bliebe.
Dies ist die vierte Entfaltung der fünffaltigen edlen rechten Geistessammlung.

„Und weiterhin hat der Mönch sein Thema der Rückschau fest in der Hand, gut beachtet, gut erwogen, gut abgestimmt (1) mittels der Erkenntnis.

„Gleich wie eine Person eine andere betrachten oder eine stehende Person eine sitzende Person betrachten oder eine sitzende Person eine liegende Person betrachten würde;
gleich so, Mönche, hat der Mönch sein Thema der Rückschau fest in der Hand, gut beachtet, gut erwogen, gut abgestimmt mittels der Erkenntnis.
Dies ist die fünfte Entfaltung der fünffaltigen edlen rechten Geistessammlung.

Wenn ein Mönch die fünffaltige edle rechte Geistessammlung in dieser Weise entfaltet und gepflegt hat, dann je nachdem, welchem der sechs höheren Kenntnisse er seinen Geist zuwendet, um sie zu erkennen und zu verwirklichen, kann er sie für sich selbst erleben, wenn es ein Öffnen gibt.

„Angenommen, da stände ein Wassergefäß auf einem Gestell, randvoll mit Wasser, so dass eine Krähe daraus trinken könnte.  Wenn ein starker Mann es auf irgendeine Weise kippen würde, würde das Wasser heraufließen?"

„Ja, Herr."

„In der gleichen Weise, wenn ein Mönch die fünffaltige edle rechte Geistessammlung in dieser Weise entfaltet und gepflegt hat, dann je nachdem, welchem der sechs höheren Kenntnisse er seinen Geist zuwendet, um sie zu erkennen und zu verwirklichen, kann er sie für sich selbst erleben, wenn es ein Öffnen gibt.

„Angenommen da stände ein rechteckiger Wassertank - auf einem ebenen Boden, eingegrenzt durch Deiche - randvoll mit Wasser, so dass eine Krähe daraus trinken könnte.  Wenn ein starker Mann die Deiche irgendwo auflockern würde, würde Wasser heraufließen?"

„Ja, Herr."

„In der gleichen Weise, wenn ein Mönch die fünffaltige edle rechte Geistessammlung in dieser Weise entfaltet und gepflegt hat, dann je nachdem, welchem der sechs höheren Kenntnisse er seinen Geist zuwendet, um sie zu erkennen und zu verwirklichen, kann er sie für sich selbst erleben, wenn es ein Öffnen gibt.

„Angenommen da stände ein Wagen auf ebenem Boden an vier Kreuzungen, der an reinrassige, wartende Pferde angespannt wäre mit bereit liegenden Peitschen, so dass ein geübter Lenker, ein Ausbilder von zähmbaren Pferden, sie besteigen könnte und - indem er die Zügel mit seiner linken Hand und die Peitsche mit seiner rechten Hand nehmen würde - an welchen Ort auch immer er möge und auf welchem Weg auch immer er möge, hin und zurück fahren könnte.

„In der gleichen Weise, wenn ein Mönch die fünffaltige edle rechte Geistessammlung in dieser Weise entfaltet und gepflegt hat, dann je nachdem, welchem der sechs höheren Kenntnisse er seinen Geist zuwendet, um sie zu erkennen und zu verwirklichen, kann er sie für sich selbst erleben, wenn es ein Öffnen gibt.

Wenn er will, übt er vielfältige übernatürlichen Kräfte aus.   
Einer seiend, wird er viele; aus vielen, wird er einer.  Er erscheint.  Er verschwindet.  Er geht ungehindert durch Wände, Wälle und Berge, als wäre es Luft.  Er taucht in die Erde hinein und hinaus, als wäre es Wasser.  Er geht auf Wasser ohne zu sinken, als wäre es trockenes Land.  Er fliegt im Schneidersitz durch die Luft wie ein geflügelter Vogel.  Er berührt und streichelt mit seiner Hand selbst die Sonne und den Mond, die so mächtigen und gewaltigen.  Er wirkt mit seinem Körper sogar bis in die Brahma Welten hin. 
Dies kann er für sich selbst erleben, wenn immer es ein Öffnen gibt.

Wenn er will, vernimmt er - mittels des göttlichen Ohrs, dem geläuterten und das Menschliche übertreffend - beiderlei Laute, göttliche und menschliche, nah oder fern.  
Dies kann er für sich selbst erleben, wenn immer es ein Öffnen gibt.

Wenn er will, kennt er das Bewusstsein anderer Wesen, anderer Personen, indem er es mit seinem eigenen Bewusstsein umfasst. 
Er erkennt einen Geist mit Leidenschaft als ein Geist mit Leidenschaft und einen Geist ohne Leidenschaft als Geist ohne Leidenschaft. 
Er erkennt einen Geist mit Abneigung als ein Geist mit Abneigung und ein Geist ohne Abneigung als Geist ohne Abneigung. 
Er erkennt einen Geist mit Verblendung als Geist mit Verblendung und ein Geist ohne Verblendung als Geist ohne Verblendung. 
Er erkennt einen eingeschränkten Geist als eingeschränkten Geist und einen zerstreuten Geist als einen zerstreuten Geist.
Er erkennt einen ausgeweiteten Geist als einen ausgeweiteten Geist und ein einen nicht ausgeweiteten Geist als einen nicht ausgeweiteten Geist.
Er erkennt einen übertreffbaren Geist als einen übertreffbaren Geist und eine unübertroffen Geist als einen unübertroffen Geist.
Er erkennt einen gesammelten Geist als einen gesammelten Geist und einen ungesammelten Geist als einen ungesammelten Geist.
Er erkennt einen befreiten Geist als einen befreiten Geist und einen unbefreiten Geist als einen unbefreiten Geist.
Dies kann er für sich selbst erleben, wenn immer es ein Öffnen gibt.

Wenn er will, ruft er sich seine vielfältigen vergangenen Leben (1) ins Gedächtnis zurück. Nämlich eine Geburt, zwei Geburten, drei Geburten, vier, fünf, zehn, zwanzig, dreißig, vierzig, fünfzig, hundert, tausend, hunderttausend, zahllose Weltzeitalter der Zusammenziehung des Alls, zahllose Weltzeitalter der Ausdehnung des Alls, zahllose Weltzeitalter der Zusammenziehung und der Ausdehnung des Alls (wobei er sich erinnert:),
Dort hatte ich solch einen Namen, gehörte ich solch einer Sippe an, hatte ich solch ein Äußeres.  Derart war meine Nahrung, derart war meine Erfahrung mit Wohlgefühl und Wehgefühl, derart war mein Lebensende.  Nachdem ich von diesem Zustand dahingeschieden war, erschien doch dort wieder.
Auch dort hatte ich solch einen Namen, gehörte ich solch einer Sippe an, hatte ich solch ein Äußeres.  Derart war meine Nahrung, derart war meine Erfahrung mit Wohlgefühl und Wehgefühl, derart war mein Lebensende.  Nachdem ich von diesem Zustand dahingeschieden war, erschien ich hier wieder. So erinnert er sich seiner vielfältigen vergangenen Leben in seinen Formen und Einzelheiten.
Dies kann er für sich selbst erleben, wenn immer es ein Öffnen gibt.

Wenn er will, sieht er - mittels des göttlichen Auges, dem geläuterten und das Menschliche übertreffend - wie Wesen vergehen und wieder erscheinen, und er erkennt, wie sie ihrem Kamma entsprechend unterrangig und höher stehend, schön und hässlich, glücklich und glücklos sind:
Diese Wesen - die mit schlechtem Verhalten in Körper, Sprache und Geist versehen waren, die die Edlen schmähten, verkehrte Ansichten hatten und Handlungen von verkehrten Ansichten beeinflusst begingen - sind beim Zerfall des Körpers, nach dem Tode, in der Ebene der Entbehrung, in der schlechten Bestimmung, in den niedrigen Reichen, in der Hölle wiedererschienen.
Aber jene Wesen - die mit gutem Verhalten in Körper, Sprache und Geist versehen waren, die die Edlen nicht schmähten, rechte Ansichten hatten und Handlungen von rechten Ansichten beeinflusst begingen - sind beim Zerfall des Körpers, nach dem Tode, in der guten Bestimmung, in den himmlischen Welten wiedererschienen.’ 
Somit - mittels des göttlichen Auges, dem geläuterten und das Menschliche übertreffend - sieht er, wie Wesen ihrem Kamma entsprechend vergehen und wieder erscheinen, und erkennt er, wie sie unterrangig und höher stehend, schön und hässlich, glücklich und glücklos sind.
Dies kann er für sich selbst erleben, wenn immer es ein Öffnen gibt.

„Wenn er will, dann durch das Enden der geistigen Ausströmungen (āsava), verweilt er in der Bewusstseins-Befreiung ohne geistige Ausströmungen und in der Befreiung durch Erkenntnis, sie genau im Hier und Jetzt für sich selbst erfahrend und verwirklichend.
Dies kann er für sich selbst erleben, wenn immer es ein Öffnen gibt.“


Anmerkungen
  1. Oder: gut durchdrungen.
  2. Einer, das nicht auf der hervorragendsten Stufe ist.
  3. Wörtlich: frühere zu Hause.

translated from the Pali by Thanissaro Bhikkhu
Übersetzung aus dem Englischen nach Thanissaro Bhikkhu