Samatha Sutta

In Hinsicht auf Ruhe

„Selbst wenn ein Mönch nicht in der Geistesweise anderer bewandt ist (1), sollte er sich selbst üben:
‚Ich werde bewandt sein meinen eigenen Geist zu lesen.’

„Und wie ist ein Mönch bewandt seinen eigenen Geist zu lesen?
Stellt euch eine junge Frau vor - oder einen Man sichn - mit Vorliebe für Verschönerung, das Bild ihres eigenen Antlitz in einem hellen, sauberen Spiegel oder einer Schüssel mit klarem Wasser prüfend:
Wenn sie dort irgendwelchen Schmutz oder Makel sähe, würde sie versuchen, ihn zu entfernen.  Wenn sie dort keinen Schmutz oder Makel sähe, wäre sie erfreut, ihre Absichten wären erfüllt:
‚Welch Glück habe ich!  Wie rein bin ich!’

„In der gleichen Weise ist Selbstprüfung eines Mönches sehr fruchtbar in Bezug auf geschickte Eigenschaften: (2)
‚Habe ich innere Geistesruhe (samatha) erreicht oder habe ich keine innere Geistesruhe erreicht?
Habe ich Einsicht in Erscheinungen (vipassana) durch höhere Erkenntnis erreicht oder habe ich keine Einsicht in Erscheinungen durch höhere Erkenntnis erreicht?’

„Wenn ein Mönch, wenn er sich selbst prüft, erkennt:
‚Ich habe innere Geistesruhe, aber keine Einsicht in Erscheinungen durch höhere Erkenntnis erreicht’,
dann ist es seine Pflicht sich um das Wahren innerer Geistesruhe und um Einsicht in Erscheinungen durch höhere Erkenntnis zu bemühen.  Zu einem späteren Zeitpunkt wird er sowohl innere Geistesruhe als auch Einsicht in Erscheinungen durch höhere Erkenntnis erreichen.

„Wenn ein Mönch, wenn er sich selbst prüft, erkennt:
‚Ich habe Einsicht in Erscheinungen durch höhere Erkenntnis, aber keine innere Geistesruhe’,
dann ist es seine Pflicht sich um das Wahren der Einsicht in Erscheinungen durch höhere Erkenntnis und um innere Geistesruhe zu bemühen.  Zu einem späteren Zeitpunkt wird er sowohl Einsicht in Erscheinungen durch höhere Erkenntnis als auch innere Geistesruhe erreichen.

„Wenn ein Mönch, wenn er sich selbst prüft, erkennt:
‚Ich habe weder innere Geistesruhe noch Einsicht in Erscheinungen durch höhere Erkenntnis erreicht’,
dann sollte er zusätzliches zusätzliche Begierde, Mühe, Stärke, Bestrebung, Unnachgiebigkeit, Achtsamkeit und Wissensklarheit hervorbringen, um genau jene geschickten Eigenschaften zu erlangen. 

„Gleichwie eine Person, deren Turban oder Kopf brennen würde, zusätzliche Begierde, Mühe, Stärke, Bestrebung, Unnachgiebigkeit, Achtsamkeit und Wissensklarheit hervorbringen würde, um die Flammen auf seinem Turban oder Kopf zu löschen,
in der gleichen Weise sollte der Mönch zusätzliche Begierde, Mühe, Stärke, Bestrebung, Unnachgiebigkeit, Achtsamkeit und Wissensklarheit hervorbringen, um genau jene geschickten Eigenschaften zu erlangen. 

„Wenn ein Mönch, wenn er sich selbst prüft, erkennt:
‚Ich habe sowohl innere Geistesruhe als auch Einsicht in Erscheinungen durch höhere Erkenntnis erreicht’,
dann ist es seine Pflicht sich zu bemühen genau diese geschickten Eigenschaften auf einer höheren Stufe um des Endens der geistigen Ausströmungen (āsava) zu wahren."

„Mönche, ich spreche von Gewändern in zweierlei Hinsicht: ob man sich oder ob man sich nicht ihrer bedienen sollte.
Ich spreche auch von Almosenspeisen in zweierlei Hinsicht: ob man sich oder ob man sich nicht ihrer bedienen sollte.
Ich spreche auch von Unterkünften in zweierlei Hinsicht: ob man sich oder ob man sich nicht ihrer bedienen sollte.
Ich spreche auch von Dörfern und Städten in zweierlei Hinsicht: ob man sich oder ob man sich nicht ihrer bedienen sollte.
Ich spreche auch von ländlichen Gegenden in zweierlei Hinsicht: ob man sich oder ob man sich nicht ihrer bedienen sollte.
Ich spreche auch von Personen in zweierlei Hinsicht: ob man sich oder ob man sich nicht ihrer bedienen sollte.

„Mönche, ich spreche von Gewändern in zweierlei Hinsicht: ob man sich oder ob man sich nicht ihrer bedienen sollte.
So wurde es gesagt.  Und in Bezug worauf wurde es gesagt? 
Wenn man von einem Gewand  weiß:
‚Wenn ich mich dieses Gewands bediene, werden ungeschickte Eigenschaften zunehmen und geschickte Eigenschaften abnehmen’, sollte man sich dieser Art von Gewand nicht bedienen.
Wenn man von einem Gewand  weiß:
‚Wenn ich mich dieses Gewands bediene, werden ungeschickte Eigenschaften abnehmen und geschickte Eigenschaften zunehmen’, sollte man sich dieser Art von Gewand bedienen.
Mönche, ich spreche von Gewändern in zweierlei Hinsicht: ob man sich oder ob man sich nicht ihrer bedienen sollte.
So wurde es gesagt.  Und in Bezug hierauf wurde es gesagt.

„Mönche, ich spreche auch von Almosenspeisen in zweierlei Hinsicht: ob man sich oder ob man sich nicht ihrer bedienen sollte.
So wurde es gesagt.  Und in Bezug worauf wurde es gesagt? 
Wenn man von einer Almosenspeise weiß:
‚Wenn ich mich dieser Almosenspeise bediene, werden ungeschickte Eigenschaften zunehmen und geschickte Eigenschaften abnehmen’, sollte man sich dieser Art von Almosenspeise nicht bedienen.
Wenn man von einer Almosenspeise weiß:
‚Wenn ich mich dieser Almosenspeise bediene, werden ungeschickte Eigenschaften abnehmen und geschickte Eigenschaften zunehmen’, sollte man sich dieser Art von Almosenspeise bedienen.
Mönche, ich spreche auch von Almosenspeisen in zweierlei Hinsicht: ob man sich oder ob man sich nicht ihrer bedienen sollte.
So wurde es gesagt.  Und in Bezug hierauf wurde es gesagt.

„Mönche, ich spreche auch von Unterkünften in zweierlei Hinsicht: ob man sich oder ob man sich nicht ihrer bedienen sollte.
So wurde es gesagt.  Und in Bezug worauf wurde es gesagt? 
Wenn man von einer Unterkunft weiß:
‚Wenn ich mich dieser Unterkunft bediene, werden ungeschickte Eigenschaften zunehmen und geschickte Eigenschaften abnehmen’, sollte man sich dieser Art von Unterkunft nicht bedienen.
Wenn man von einer Unterkunft weiß:
‚Wenn ich mich dieser Unterkunft bediene, werden ungeschickte Eigenschaften abnehmen und geschickte Eigenschaften zunehmen’, sollte man sich dieser Art von Unterkunft bedienen.
Mönche, ich spreche auch von Unterkünften in zweierlei Hinsicht: ob man sich oder ob man sich nicht ihrer bedienen sollte.
So wurde es gesagt.  Und in Bezug hierauf wurde es gesagt.

„Mönche, ich spreche auch von Dörfern und Städten in zweierlei Hinsicht: ob man sich oder ob man sich nicht ihrer bedienen sollte.
So wurde es gesagt.  Und in Bezug worauf wurde es gesagt? 
Wenn man von einem Dorf oder Stadt weiß:
‚Wenn ich mich dieses Dorfs oder dieser Stadt bediene, werden ungeschickte Eigenschaften zunehmen und geschickte Eigenschaften abnehmen’, sollte man sich dieser Art von Dorf und Stadt sollte nicht bedienen.
Wenn man von einem Dorf oder Stadt weiß:
‚Wenn ich mich dieses Dorfs oder dieser Stadt bediene, werden ungeschickte Eigenschaften abnehmen und geschickte Eigenschaften zunehmen’, sollte man sich dieser Art von Dorf und Stadt bedienen.
Mönche, ich spreche auch von Dörfern und Städten in zweierlei Hinsicht: ob man sich oder ob man sich nicht ihrer bedienen sollte.
So wurde es gesagt.  Und in Bezug hierauf wurde es gesagt.

„Mönche, ich spreche auch von ländlichen Gegenden in zweierlei Hinsicht: ob man sich oder ob man sich nicht ihrer bedienen sollte.
So wurde es gesagt.  Und in Bezug worauf wurde es gesagt? 
Wenn man von einer ländlichen Gegend weiß:
‚Wenn ich mich dieser ländlichen Gegend bediene, werden ungeschickte Eigenschaften zunehmen und geschickte Eigenschaften abnehmen’, sollte man sich dieser Art von ländlicher Gegend nicht bedienen.
Wenn man von einer ländlichen Gegend weiß:
‚Wenn ich mich dieser ländlichen Gegend bediene, werden ungeschickte Eigenschaften abnehmen und geschickte Eigenschaften zunehmen’, sollte man sich dieser Art von ländlicher Gegend bedienen.
Mönche, ich spreche auch von ländlichen Gegenden in zweierlei Hinsicht: ob man sich oder ob man sich nicht ihrer bedienen sollte.
So wurde es gesagt.  Und in Bezug hierauf wurde es gesagt.

„Mönche, ich spreche auch von Personen in zweierlei Hinsicht: ob man sich oder ob man sich nicht ihrer bedienen sollte. (3)
So wurde es gesagt.  Und in Bezug worauf wurde es gesagt? 
Wenn man von einer Person weiß:
‚Wenn ich mich dieser Person bediene, werden ungeschickte Eigenschaften zunehmen und geschickte Eigenschaften abnehmen’, sollte man sich dieser Art von Person nicht bedienen.
Wenn man von einer Person weiß:
‚Wenn ich mich dieser Person bediene, werden ungeschickte Eigenschaften abnehmen und geschickte Eigenschaften zunehmen’, sollte man sich dieser Art von Person bedienen.
Mönche, ich spreche auch von Personen in zweierlei Hinsicht: ob man sich oder ob man sich nicht ihrer bedienen sollte.
So wurde es gesagt.  Und in Bezug hierauf wurde es gesagt.“


Anmerkungen
  1. D.h. nicht bewandt den Geist anderer zu lesen.
  2. D.h. wenn er sich auf diese Weise benimmt.
  3. Das Wort sevitabba, wenn es mit stofflichen Dingen verwendet wird, wird gewöhnlich als ‚bedienen/zu sich nehmen’ (to be partaken of) übersetzt.  Wenn es mit Leuten verwendet wird, wird gewöhnlich als ‚jemanden nahestehend/zugehörig/verbunden sein’ übersetzt.  Jedoch habe ich hier die erstere Übersetzung durchgehend verwendet um das Muster der ursprünglichen Sprache zu erhalten und um auch auf die Tatsache hinzuweisen, dass, wenn man sich mit einer anderen Person Umgang pflegt, die Eigenschaften und Ansichten jener Person verinnerlicht.

translated from the Pali by Thanissaro Bhikkhu
Übersetzung aus dem Englischen nach Thanissaro Bhikkhu