Tanha Sutta

Das Begehren

„Mönche, ich will euch das Begehren lehren:
den Verstricker, der dahin geströmt ist, sich ausgebreitet hat und das ergriffen hat, mit dem diese Welt wie ein verworrener Strang, wie ein verknoteter Wollknäuel, wie verfilzte Binsen und Schilf eingehüllt und umhüllt ist und der nicht über das Immerforte Wandeln (samsāra), über die Ebenen der Entbehrung und des Elends und die schlechten Bestimmungsorte hinausgeht.  Hört gut zu und ich werde sprechen."

„Ja, Herr“, antworteten die Mönche.

Der Erhabene sprach:
„Und welches Begehren ist der Verstricker, der dahin geströmt ist, sich ausgebreitet hat und das ergriffen hat, mit dem diese Welt wie ein verworrener Strang, wie ein verknoteter Wollknäuel, wie verfilzte Binsen und Schilf eingehüllt und umhüllt ist und der nicht über das Immerforte Wandeln, über die Ebenen der Entbehrung und des Elends und die schlechten Bestimmungsorte hinausgeht?
Diese achtzehn Begehrensverbalisierungen, sich auf das Innerliche beziehend (1) und achtzehn Begehrensverbalisierungen, sich auf das Äußerliche beziehend.

„Und welches sind die achtzehn Begehrensverbalisierungen, sich auf das Innerliche beziehend?
Da es ‚Ich bin’ gibt,
entsteht ‚Ich bin hier’,
entsteht ‚Ich bin genauso’,
entsteht ‚Ich bin anders’,
entsteht ‚Ich bin schlecht’,
entsteht ‚Ich bin gut’,
entsteht ‚Ich könnte sein’,
entsteht ‚Ich könnte hier sein’,
entsteht ‚Ich könnte genauso sein’,
entsteht ‚Ich könnte anders sei’,
entsteht ‚Möge ich sein’,
entsteht ‚Möge ich hier sein’,
entsteht ‚Möge ich genauso sein’,
entsteht ‚Möge ich anders sein’,
entsteht ‚Ich werde sein’,
entsteht ‚Ich werde hier sein’,
entsteht ‚Ich werde genauso sein’,
entsteht ‚Ich werde anders sein’.
Diese sind die achtzehn Begehrensverbalisierungen, sich auf das Innerliche beziehend.

„Und welches sind achtzehn Begehrensverbalisierungen, sich auf das Äußerliche beziehend?
Da es ‚Aus diesem Grund (oder: mittels dieses) bin ich’ gibt,
entsteht ‚Aus diesem Grund bin ich hier’,
entsteht ‚Aus diesem Grund bin ich genauso’,
entsteht ‚Aus diesem Grund bin ich anders’,
entsteht ‚Aus diesem Grund bin ich schlecht’,
entsteht ‚Aus diesem Grund bin ich gut’,
entsteht ‚Aus diesem Grund könnte ich sein’,
entsteht ‚Aus diesem Grund könnte ich hier sein’,
entsteht ‚Aus diesem Grund könnte ich genauso sein’,
entsteht ‚Aus diesem Grund könnte ich anders sein’,
entsteht ‚Aus diesem Grund möge ich sein’,
entsteht ‚Aus diesem Grund möge ich hier sein,
entsteht ‚Aus diesem Grund möge ich genauso sein’,
entsteht ‚Aus diesem Grund möge ich anders sein’,
entsteht ‚Aus diesem Grund werde ich sein’,
entsteht ‚Aus diesem Grund werde ich hier sein’,
entsteht ‚Aus diesem Grund werde ich genauso sein’,
entsteht ‚Aus diesem Grund werde ich anders sein’.
Diese sind die achtzehn Begehrensverbalisierungen, sich auf das Äußerliche beziehend.

„Somit gibt es achtzehn Begehrensverbalisierungen, sich auf das Äußerliche beziehend, und achtzehn Begehrensverbalisierungen, sich auf das Äußerliche beziehend.  
Diese nennt man die sechsunddreißig  Begehrensverbalisierungen.
Somit gibt es mit sechsunddreißig  Begehrensverbalisierungen
dieser Art in der Vergangenheit, mit sechsunddreißig in der Zukunft und mit sechsunddreißig in der Gegenwart hundertacht Begehrensverbalisierungen.
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„Dieses, Mönche, ist das Begehren, der Verstricker, der dahin geströmt ist, sich ausgebreitet hat und das ergriffen hat, mit dem diese Welt wie ein verworrener Strang, wie ein verknoteter Wollknäuel, wie verfilzte Binsen und Schilf eingehüllt und umhüllt ist und der nicht über das Immerforte Wandeln, über die Ebenen der Entbehrung und des Elends und die schlechten Bestimmungsorte hinausgeht."


Anmerkungen

(1)  Tanhaa-vicaritaani, wörtlich, Dinge die durch Begehren bewertet werden.  Das Partizip Perfekt hier, vicaritaani, ist mit dem Substantiv, vicaara, verwandt, das als sprachliches Gebilde eingestuft wird, d.h. eine notwendige Voraussetzung für Rede (siehe MN 44).  Eine Person ohne Verlangen wäre immer noch in der Lage zu verbalisieren, aber würde nicht in den oben genannten Begriffen eingehend nachdenken, die so grundlegend für normale Denkmuster sind.


translated from the Pali by Thanissaro Bhikkhu
Übersetzung aus dem Englischen nach Thanissaro Bhikkhu