Bhikkhuni Sutta

Die Nonne

Ich habe gehört, dass bei einer Gelegenheit sich der ehrwürdige Ananda in Kosambi,
in Ghositas Park, aufhielt.
Dann sprach eine bestimmte Nonne zu einem bestimmten Mann:
„Geh, mein guter Mann, zu meinem Herrn Ananda, verbeuge dich beim Eintreffen mit deinem Kopf zu seinen Füßen in meinen Namen und sage ihm:  
‚Die Nonne namens so und so, ehrwürdiger Herr, ist krank, in Schmerzen, von einer schweren Krankheit heimgesucht.  Sie verbeugt sich mit ihren Kopf zu den Füßen ihres Herrn Ananda und sagt:
‚Es wäre gut, wenn mein Herr Ananda zu den Nonnenunterkünften ginge, um diese Nonne aus Barmherzigkeit zu besuchen.““

Der Mann antwortete:
„Ja, Herrin", und begab sich dann zum ehrwürdigen Ananda.   Beim Eintreffen verbeugte er sich vor ihm und setzte sich zur Seite.  Als er dort saß, sprach er zum ehrwürdigen Ananda:
„Die Nonne namens so und so, ehrwürdiger Herr, ist krank, in Schmerzen, von einer schweren Krankheit heimgesucht.  Sie verbeugt sich mit ihren Kopf zu den Füßen ihres Herrn Ananda und sagt:
‚Es wäre gut, wenn mein Herr Ananda zu den Nonnenunterkünften gehen würde, um diese Nonne aus Barmherzigkeit zu besuchen.’"

Der ehrwürdige Ananda nahm schweigend an.

Dann begab er sich in den frühen Morgenstunden, nachdem er seine Robe angezogen hatte, seine Schale und äußere Robe tragend, zu den Nonnenunterkünften.  Die Nonne sah den ehrwürdigen Ananda aus der Ferne kommen.  Als sie ihn sah, bedeckte sie ihren Kopf und legte sich auf ein Bett.

Dann trat der ehrwürdige Ananda an die Nonne heran.  Beim Eintreffen ließ er sich auf einen vorbereiteten Sitz nieder.  Als er da saß, sprach er zu der Nonne:
„Dieser Körper, Schwester, entsteht durch Nahrung.  Und dennoch ist Nahrung aufzugeben, indem man sich auf Nahrung stützt.
Dieser Körper entsteht durch Begehren.  Und dennoch ist Begehren aufzugeben, indem man sich auf Begehren stützt.
Dieser Körper entsteht durch Einbildung (Ich bin).  Und dennoch ist Einbildung aufzugeben, indem man sich auf Einbildung stützt.
Dieser Körper entsteht durch Geschlechtsverkehr.  Geschlechtsverkehr ist aufzugeben. Der Buddha verkündet hinsichtlich des Geschlechtsverkehrs das Abreißen einer Brücke.

„,Dieser Körper, Schwester, entsteht durch Nahrung.  Und dennoch ist Nahrung aufzugeben, indem man sich auf Nahrung stützt.’  So wurde es gesagt.  Und in Bezug worauf wurde es gesagt?

„Es gibt den Fall, Schwester, in dem ein Mönch in angemessener Weise erwägend sein Essen zu sich nimmt, weder spielerisch, noch zur Berauschung, noch um dick zu werden, noch zur Verschönerung , sondern einfach für das Überleben und Erhalten dieses Körpers, für das Enden seiner Beschwerden, für die Unterstützung des heiligen Lebens, indem er denkt:
‚Ich werde alte (Hunger) Gefühle vernichten und keine neuen Gefühle (durch Übersättigung) schaffen.  So werde ich mich gesund halten, untadelig sein und in Wohlgefühl leben.’
Dann irgendwann wird er Nahrung aufgeben, nachdem er sich auf Nahrung gestützt hat.

„,Dieser Körper, Schwester, entsteht durch Nahrung.  Und dennoch ist Nahrung aufzugeben, indem man sich auf Nahrung stützt.’  So wurde es gesagt.  Und in Bezug hierauf wurde es gesagt.

„,Dieser Körper entsteht durch Begehren. Und dennoch ist Begehren aufzugeben, indem man sich auf Begehren stützt.’  So wurde es gesagt.  Und in Bezug worauf wurde es gesagt?

„Es gibt den Fall, Schwester, in dem ein Mönch vernimmt:
‚Der Mönch namens so und so, heißt es, tritt mit dem Enden der geistigen Ausströmungen (āsava) in die Bewusstsein-Befreiung ohne geistige Ausströmungen und in die Befreiung durch Erkenntnis ein und verbleibt darin, sie genau im Hier und Jetzt für sich selbst erfahrend und verwirklichend.’   Er denkt sich:
‚Ich hoffe, dass auch ich mit dem Enden der geistigen Ausströmungen in die Bewusstsein-Befreiung ohne geistige Ausströmungen und in die Befreiung durch Erkenntnis eintreten und darin verbleiben werde, sie genau im Hier und Jetzt für mich selbst erfahrend und verwirklichend.’ 
Dann irgendwann wird er gibt er Begehren aufgeben, nachdem er sich auf Begehren gestützt hat.

„,Dieser Körper entsteht durch Begehren. Und dennoch ist Begehren aufzugeben, indem man sich auf Begehren stützt.’  So wurde es gesagt.  Und in Bezug hierauf wurde es gesagt.

„,Dieser Körper entsteht durch Einbildung .  Und dennoch ist Einbildung aufzugeben, indem man sich auf Einbildung stützt.’  So wurde es gesagt.  Und in Bezug worauf wurde es gesagt?

„Es gibt den Fall, Schwester, in dem ein Mönch vernimmt:
‚Der Mönch namens so und so, heißt es, tritt mit dem Enden der geistigen Ausströmungen in die Bewusstsein-Befreiung ohne geistige Ausströmungen und in die Befreiung durch Erkenntnis ein und verbleibt darin, sie genau im Hier und Jetzt für sich selbst erfahrend und verwirklichend.’   Er denkt sich:
‚Der Mönch namens so und so, heißt es, tritt mit dem Enden der geistigen Ausströmungen in die Bewusstsein-Befreiung ohne geistige Ausströmungen und in die Befreiung durch Erkenntnis ein und verbleibt darin, sie genau im Hier und Jetzt für sich selbst erfahrend und verwirklichend.  Warum denn nicht auch ich?’
Dann irgendwann wird er Einbildung aufgeben, nachdem er sich auf Einbildung gestützt hat.

„,Dieser Körper entsteht durch Einbildung. Und dennoch ist Einbildung aufzugeben, indem man sich auf Einbildung stützt.’  So wurde es gesagt.  Und in Bezug hierauf wurde es gesagt.

„,Dieser Körper entsteht durch Geschlechtsverkehr.  Geschlechtsverkehr ist aufzugeben.’ Der Buddha verkündet hinsichtlich des Geschlechtsverkehrs das Abreißen einer Brücke.“

Dann stand die Nonne von ihrem Bett auf, legte ihrer äußere Robe über eine Schulter und verbeugte sich mit ihrem Kopf zu den Füßen des ehrwürdigen Ananda und sprach:
„Eine Übertretung hat mich übermannt, ehrwürdiger Herr, dass ich so dumm, so wirr im Kopf und so ungeschickt war, in dieser Weise zu handeln.   Möge mein Herr Ananda dieses Bekenntnis meiner Übertretung als solches annehmen, so dass ich mich zukünftig zügeln werde."

„Ja, Schwester, eine Übertretung hat dich übermannt, dass du so dumm, so wirr im Kopf und so ungeschickt warst, in dieser Weise zu handeln.  Aber da du deine Übertretung als solche siehst und sie dem Dhamma gemäß büßt, nehmen wir dein Bekenntnis an.  
Denn wenn man, da man eine Übertretung als solche sieht, sie dem Dhamma gemäß büßt und sich zukünftig zügelt, bedingt dies das Wachsen im Dhamma und Ordensschulung der Edlen."
Dies sprach der ehrwürdige Ananda.  Erfreut, entzückte sich die Nonne an den Worten des ehrwürdigen Ananda.


translated from the Pali by Thanissaro Bhikkhu
Übersetzung aus dem Englischen nach Thanissaro Bhikkhu