Ina Sutta

Schulden

„Mönche, Armut ist für jenen, welcher Sinnlichkeit genießt, Leiden in der Welt."

„Ja, Herr."

 „Und eine arme, besitzlose, mittellose Person verschuldet sich.  
Sich Verschulden ist für jenen, welcher Sinnlichkeit genießt, Leiden in der Welt."

„Ja, Herr."

„Und eine arme, besitzlose, mittellose Person, schuldet, nachdem sie sich verschuldet hat, Zinszahlungen.  
Zinszahlung ist für jenen, welcher Sinnlichkeit genießt, Leiden in der Welt."

„Ja, Herr."

„Und wenn eine arme, besitzlose, mittellose Person, die Zinszahlungen schuldet, die Zinsen nicht rechtzeitig zahlt, wird sie gemahnt.  
Gemahnt Werden ist für jenen, welcher Sinnlichkeit genießt, Leiden in der Welt."

„Ja, Herr."

„Und wenn eine arme, besitzlose, mittellose Person, die gemahnt wird, nicht zahlt, wird sie verfolgt.  
Verfolgt Werden ist für jenen, welcher Sinnlichkeit genießt, Leiden in der Welt."

 „Ja, Herr."

„Und wenn eine arme, besitzlose, mittellose Person, die verfolgt wird, nicht zahlt, wird sie in Fesseln gelegt. 
In Fesseln Gelegt Sein ist für jenen, welcher Sinnlichkeit genießt, Leiden in der Welt."

„Ja, Herr."

„Somit, Mönche, ist Armut für jenen, welcher Sinnlichkeit genießt, Leiden in der Welt.
Sich Verschulden für jenen, welcher Sinnlichkeit genießt, ist Leiden in der Welt.
Zinszahlung ist für jenen, welcher Sinnlichkeit genießt, Leiden in der Welt.
Abmahnung ist für jenen, welcher Sinnlichkeit genießt, Leiden in der Welt.
Verfolgt Werden ist für jenen, welcher Sinnlichkeit genießt, Leiden in der Welt.
In Fesseln Gelegt Sein ist für jenen, welcher Sinnlichkeit genießt, Leiden in der Welt.

„In der gleichen Weise, Mönche, wer auch immer keine Überzeugung hinsichtlich geschickter geistiger Eigenschaften hat,
kein Schamgefühl (hiri) hinsichtlich geschickter geistiger Eigenschaften hat,
keine Bedenken (ottappa) hinsichtlich geschickter geistiger Eigenschaften hat,
keine Beharrlichkeit hinsichtlich geschickter geistiger Eigenschaften hat,
keine Erkenntnis hinsichtlich geschickter geistiger Eigenschaften hat, von dem heißt es in der Ordensschulung eines Edlen, dass er arm, besitzlos und mittellos sei.

„Er - arm, besitzlos und mittellos,
ohne Überzeugung hinsichtlich geschickter geistiger Eigenschaften,
ohne Schamgefühl hinsichtlich geschickter geistiger Eigenschaften,
ohne Bedenken hinsichtlich geschickter geistiger Eigenschaften,
ohne Beharrlichkeit hinsichtlich geschickter geistiger Eigenschaften,
ohne Erkenntnis hinsichtlich geschickter geistiger Eigenschaften - begeht körperliches Fehlverhalten, sprachliches Fehlverhalten, geistiges Fehlverhalten.
Ich sage ich euch, dies ist für ihn Sich Verschulden.

„Um sein körperliches Fehlverhalten zu verbergen, verfasst er schlechte Wünsche.  Er wünscht sich:
‚Möge man über mich nicht wissen.’  Er beschließt:
‚Möge man über mich nicht wissen.’  Er redet (und denkt dabei:)
‚Möge man über mich nicht wissen.’  Er handelt (und denkt dabei:)
‚Möge man über nicht mich wissen.’
Um sein sprachliches Fehlverhalten zu verbergen, verfasst er schlimme Wünsche.  Er wünscht sich:
‚Möge man über nicht mich wissen.’  Er beschließt:
‚Möge man über nicht mich wissen.’  Er redet (und denkt dabei:)
‚Möge man über nicht mich wissen.’  Er handelt (und denkt dabei:)
‚Möge man über nicht mich wissen.’
Um sein geistiges Fehlverhalten zu verbergen, verfasst er schlimme Wünsche.  Er wünscht sich:
‚Möge man über nicht mich wissen.’  Er beschließt:
‚Möge man über nicht mich wissen.’  Er redet (und denkt dabei:)
‚Möge man über nicht mich wissen.’  Er handelt (und denkt dabei:)
‚Möge man über nicht mich wissen.’
Ich sage ich euch, dies ist für ihn Zinszahlung.

„Und dann sagen seine sittlichen Gefährten im heiligen Leben über ihn:
‚Dieser Ehrwürdige handelt auf diese Weise, verhält sich auf diese Weise.’
Ich sage ich euch, dies ist für ihn Gemahnt Werden.

„Und dann, wenn er sich in die Wildnis, an den Fuß eines Baumes oder in eine leere Behausung begeben hat, wird er von schlechten, ungeschickten, von Reue begleiteten Gedanken befallen.
Ich sage ich euch, dies ist für ihn Verfolgt Werden.

„Er - arm, besitzlos und mittellos, körperliches Fehlverhalten, sprachliches Fehlverhalten, geistiges Fehlverhalten begangen -  ist beim Zerfall des Körpers, nach dem Tode, durch die Fessel der Hölle oder die Fessel des Tier-Mutterleibs gebunden.
Und ich kann mir keine andere Fessel vorstellen, die so peinigend, so schmerzhaft, so hinderlich wäre für die unübertroffene Ruhe vor dem Joch, wie die Fessel der Hölle oder die Fessel des Tier-Mutterleibs."


Armut heißt
Leiden in der Welt;
genau wie sich zu verschulden .
Ein armer Mensch, verschuldet,
Sinnlichkeit genießend,
erleidet Not.
Dann verfolgt man ihn
und legt ihn in Fesseln:
die schmerzhafte Fessel
für jenen, welcher sich sehnt
nach Sinneslust.

Nun, jeder ohne Überzeugung
in die Ordensschulung eines Edlen
- ohne Schamgefühl,
ohne Bedenken -
erwägt schlechtes Handeln,
tut                                Schlechtes in Taten,
                                    Schlechtes in Rede,
                                    Schlechtes in Gedanken,
und wünscht sich:     ,Möge man nicht
von mir wissen.’ 
Er kriecht dahin, in Körper,
Rede oder Geist,
schlechte Taten anhäufend,
hier und da ,
wieder und wieder.
Er,       mit bösen Taten ,
mit schwacher Weisheit,
um sein Fehlverhalten wissend, ist
ein armer Mensch, verschuldet.
Sinnlichkeit genießend,
erleidet er Not.

Dann verfolgen sie ihn -
schmerzhafte geistige Entschlüsse,
aus der Reue entstanden -
zu Hause oder in der Wildnis.
Er,       mit schlechten Taten,
mit schwacher Weisheit,
um sein Fehlverhalten wissend,
geht in einen Tierleib
oder ist in der Hölle gefesselt:
die schmerzhafte Fessel,
von der die Erwachten
befreit sind.

Jedoch jener mit Überzeugung,
zu Hause lebend,
seine Habseligkeiten verschenkend,
rechtschaffen gewonnene,
gewinnt beide Ziele:
Vorteil im Hier und Jetzt -
und Glückseligkeit in der Welt danach.
Die Freigebigkeit dieses Haushälters
häuft Verdienst an.

Nun jeder mit Überzeugung
gut gefestigt
in der Ordensschulung eines Edlen -
mit Schamgefühl,
mit Bedenken,
mit Erkenntnis
und durch Tugend gezügelt -
von dem heißt es in der Ordensschulung eines Edlen,
dass er in Wohlgefühl lebe.

Vergnügen gewinnend, die nicht des Fleisches sind,
harrt er in Gleichmut:
die fünf Hindernisse aufgebend
- Beharrlichkeit allzeit erweckt -
in die Jhanas eintretend:
vereinheitlicht,
achtsam und
weise.

Dies kennend,
wie es ist geworden ist (yathābhūtam),
im völligen Vergehen aller Fesseln,
aufgrund allseits 
Nicht-Anhaften,
wird sein Geist          rechtens befreit.

In ihm, So, rechtens befreit,
gibt es Erkenntnis,
in das völlige Vergehen
der Fesseln des Werdens:            
„Meine Befreiung
ist unprovoziert."

Das     ist die höchste Kenntnis,
das,    ist unübertroffenes Glücksgefühl.

Sorglos,
staublos,
in Ruhe,
das
ist die Befreiung von Schulden.


translated from the Pali by Thanissaro Bhikkhu
Übersetzung aus dem Englischen nach Thanissaro Bhikkhu